Jahreszeitenfeste

Wir wollen gemeinsam die Jahreszeitenfeste feiern.

Mit Jahreszeitenfesten habe ich mich schon immer gerne auseinandergesetzt und hatte immer wieder vor, eine Veranstaltungsreihe dazu anzubieten. 
Aktuell hat mich jedoch ein Besuch bei den "13 Großmüttern" in Karlsruhe darauf gebracht. (Wer sind die 13 Großmütter:Hier klicken und sich Näheres ansehen)
Auf eine Frage, welche der vielen schamanischen Traditionen heute die Wichtigste sei und gelehrt werden sollte, kam die Antwort, man solle sich in der eigenen Kultur umsehen und sich eigene, zu der Region passende, aneignen und pflegen. Das genetische Zellgedächtnis helfe dabei, dass es sich richtig anfühle.
Das gab mir zu denken. Ich muss nicht Rituale der Lakota oder anderer indigenen Uramerikaner erlernen, wenn es hier, in meiner (Ur-)Kultur bereits so etwas gibt bzw. gegeben hat. Also bin ich zu den Jahreszeiten zurückgekehrt und finde dort so wunderbare viele Gemeinsamkeiten der eigenen Kultur mit anderen.

In vielen Traditionen und Kulturen, schamanischen, religiösen und anderen, gibt es die Feste, die bestimmte Punkte im Jahreszeitenkreislauf manifestieren und feiern.
Winter, Frühling, Sommer und Herbst, Geburt, Wachstum, Verwelken und Tod: es ist ein heiliges Rad, das sich immer wieder dreht und dreht.
Ideen werden geboren, Vorhaben umgesetzt, Ziele erreicht oder verworfen. Wir verlieben uns, erleiden Verluste, vollziehen die Ehe, gebären neues Leben, werden alt und sterben schließlich.

"Die Jahreszeitenfeste sind die ... Höhepunkte, an denen wir die inneren und äußeren Zyklen miteinander verbinden: Zwischenräume, in denen sich Jahreszeitliches, Überirdisches, das Einfache, das Schöpferische und Persönliches zusammenfinden." (Starhawk, "The Spiral Dance" 1979)

Ich beginne mit dem Feiern eines Jahreszeitenzyklus mit der Zeit, an der die Ernte beendet ist und Pflanzen, Wachstum, ja die Erde, in eine beginnende Dunkelheit und in eine Zeit der Ruhe, Stille eintreten.
Und hier öffnenen sich die Grenzen zum Ewigen. Die Schleier werden durchlässiger und es kommt  ...

... SAMHAIN  (31. Oktober)
Es wird schnell dunkel und es ist kühl. Beim Rückzug in die Häuser kommen wieder die Familiengeschichten zum Tragen und es wird aller derer, die voraus ins Licht gegangen sind gedacht. Sie und ihre Geschichten sind uns nahe. Wir sind uns der Endlichkeit des irdischen Sein bewußt und der wirklich dünnen Schicht, die uns und sie trennt. ...

In der neuen westlichen Welt wird dieser Tag als Halloween (aus dem Englischen "All hallows Eve") - Allerheiligen gefeiert. Ursprünge liegen vermutlich in der keltischen Tradition, im christlichen Brauchtum hatte man den Tag dafür bestimmt, alle Heiligen und Märtyrer, die nicht im Jahreslauf mit einem Tag bedacht sind, zu ehren. Inzwischen ist der Tag zu eher einer Art geschäftsträchtigen Kinder-Karneval, zu einem Kürbisfest bzw. zu einem Gruselkabinett verkommen. Am 1. November folgt Allerseelen. In streng kaholischen Regionen strömen Menschen an Allerseelen auf die Friedhöfe und schmücken dort die Gräber, zünden Lichter an und beten für die Seelen der Verstorbenen.

Das Julfest: die WINTERSONNENWENDE (21. Dezember)
Die Sonne ist an ihrem südlichsten, von uns aus gesehen, tiefsten Punkt angekommen. Wir haben das Gefühl, sie hat sich von uns abgewandt. Die Tage sind kürzer, die Zeiten der Dunkelheit länger geworden. Eine Art Ur-Angst ist da, aber die Verheißung, dass die Sonne sich uns wieder zuwendet, auch. Am tiefsten Punkt einer Kurve kann es nur wieder aufwärts gehen - und das müssen wir glauben! Am kürzesten Tag und in der längsten Nacht feiern wir die Rückkehr des Lichts.
Das Christentum hat sich mit der Geburt Jesu diesem Brauch angeschlossen.

BRIGID  ----  Lichtmess  (2. Februar)
Hier kommt die Feier des zunehmenden Lichts, der Göttin Brigid und allen anderen Göttinnen gewidmet, die für das Feuer stehen.
In der christlichen Religion wird der Tag als Maria Lichtmess gefeiert und neue Kerzen in den Kirchen geweiht, Maria zu ehren (welch eine Feuergöttin!).

OSTARA - die Frühlingstagstagundnachtgleiche (20.bis 23. März)
Licht und Wärme sind wieder da oder wenigstens zu ahnen. Nun müssen die Samen wieder in den Schoß der Erde gebracht werden, damit das Leben wieder beginnt (aufersteht). Die Silbe OS weist auf den Schoß hin, den Ort der Fruchtbarkeit. Der Osten ist der "Schoß des Tages", ein Ort für den Anfang, den Beginn, dort geht die Sonne auf und der Tag beginnt. 
Das Fest Ostara ist der Göttin der Morgenröte gewidmet: Eostre (angelsächsischer Namen der teutonischen Göttin der Morgenröte, des Frühlings und der Fruchtbarkeit) oder Ostara, der Frühlingsgöttin (die übrigens auch dem Staat Österreich = Reich der Ostara den Namen gab)

Das Osterfest ist ein uraltes Frühlingsanfangsfest und zugleich ein Mondfest. Das sieht man daran, daß die Kirche auch heute noch ihr Osterfest nach dem alten Mondkalender richtet. Ostern fällt auf den ersten Sonntag, der auf den 1. Vollmond nach der Frühlings-Tagundnachtgleiche folgt. Und es ist auch bei den Christen immer noch ein Auferstehungsfest, wo die Auferstehung Jesus gefeiert wird.

BELTANE - Walpurgis (30. April)
Ein Siegesfest der Sonne. Dies ist eines der wichtigsten Feste überhaupt.
Beltane ist das Fest der "Strahlenden Sonne". BEL bedeutet strahlend, leuchtend, glänzend. TENE oder auch TEINE ist das "Feuer". Der keltische Sonnengott trägt den Namen "Belenus", "Bel", "Bal".

Beltane war das Fest der großen Vermählung oder auch Heiligen Hochzeit, der Götterhochzeit Hieros Gamos, der Vermählung von Himmel und Erde.
Und im kleineren Maßstab die Vermählung von König und Königin, König und Land. In den germanischen Bereichen ist diese Götterhochzeit überliefert in der Brautwerbung Odins um die Himmelsherrin Freya.

Walpurgis war die Maikönigin, eine heidnische Göttin, die später christianisiert und dann heiliggesprochen wurde. Die Silbe WAL oder VAL deutet auf eine Zauberin, eine Seherin, also eine Schamanin hin, dazu gehört auch Völva, die Nordgermanische "Allwissende".  Die Große Vala war die Göttin Hel, die Herrin des Totenreiches. Walküren, Walhall, Walvater (=Wotan) haben alle diesen ersten Worteil gemeinsam. Die Walküren mit ihrem Walkürenritt erinnern sehr stark an die Hexen mit ihrem Hexenritt zur Walpurgisnacht auf den Blocksberg.
Alle diese Namen lassen sich möglicherweise von "vilasa" herleiten: den himmlisch-paradiesischen Freuden, die immer auch mit erotischer Ekstase gleichzusetzen waren. 

MITTSOMMERNACHT Sommersonnenwende (21. Juni)
Die Kelten nannten diesen Tag Alban Hevin, die katholische Kirche machte daraus das Fest zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers.
Die Sommersonnwende ist eines der 4 großen Sonnenfesten. Gaia ist schwanger mit werdenden Früchten der Erde. Alles wächst und gedeiht und viele wunderbare Früchte können schon geerntet werden.  Man kann die Natur in ihrer ganzen Fülle und Fruchtbarkeit riechen, schmecken. Alles ist im Überschwang vorhanden - auch die Lust und die Freude. Somit ist das Mittsommerfest ein Fest der Freude und des Dankes. Und auch das Mittsommerfeuer ist ein Dankes- und Freudenfeuer. 
Die Sonnwende gilt als weitere Nahtstelle zwischen den Welten, in der sowohl die Götter als auch die Naturgeister den Menschen nahetreten können. Darüber gibt es viel Geschichten, auch von wunderbaren Heilungen. Von solchen "Johanniswundern" sprachen auch noch die Bauern im Mittelalter. 

LUGNASAD (1. August)

Am 1. August feierten die Kelten ein großes Lichtfest mit dem eigenartigen Namen "LUGNASAD" (gesprochen: Luu-na-sah) , das "Hochzeit des Lichts" bedeutet. 
Der August ist der Monat der Erfüllung, der ersten Ernte des Jahres, der Manifestation von Überfluss. Aber es ist auch ein Lichtfest, dass in engem Zusammenhang zu Blitzen, Lichterscheinungen und leuchtenden (brennenden) Steinen steht. 
Ursprünglich war dieses Fest von Gott Lug (sein Name bedeutet: Licht, der Scheinende, der Helle) zu Ehren seiner Ziehmutter und Amme eingerichtet worden und fand auf ihrem Grabhügel statt. Sie war natürlich die ältere Erdgöttin, die kulturell gesehen vor ihm verehrt wurde. Somit ist dieses Fest in seinem Ursprung ein uraltes Fest der Großen Mutter, der Beschützerin des Ackerbaus und der Ernte.
Noch heute gibt es Geschichten über aufgerichtete, von selber leuchtende oder brennende Energie-Steine. Das Feuer war nicht heiß und verbrannte niemanden. Es heißt, dass Frauen (Schamaninnen, Hexen) zu bestimmten Zeiten im Spätsommer um einen Stein, "auf dem ein Feuer ohne Kohlen brannte", Spiraltänze aufgeführt hätten.   
In der christlichen Tradition weisen noch der Marienfeste im August, wie z.B. am 5. August mit "MARIA-SCHNEE" (wie ungewöhnlich im Sommer) und 15. August mit "MARIA-HIMMELFAHRT" auf Licht-bzw. Energieereignisse hin.

MABON  Herbsttagundnachtgleiche (20.-23. September)

"Dies ist die Zeit der Ernte, des Dankksagens und der Freude, aber auch des Abschiednehmens und der Trauer. Tag und Nacht sind nun gleich, in  vollkommenem Gleichgewicht. Wir besinnen uns auf das Gleichgewicht und den Lauf unseres eigenen Lebens. ..." (Starhawk, "The Spiral Dance" 1979)

Hier handelt es sich also um ein Erntefest und gleichzeitig besteht die Möglichkeit, eine eigene Bilanz zu ziehen, über eine andere Art der Ernte.

Im Keltischen wird das Fest auch "MABON" genannt.
Mabon war der walisische Sohn der Muttergöttin Modron, der Erdmutter und Schutzherrin der "Anderswelt". Mabon bedeutet "Großer Sohn". Sein Vater war Mellt (=Blitz), der mit seinen Blitzen die Erde befruchtet und seinen Sohn zeugte. Es heißt, der kleine Mabon verschwand, als er nur drei Nächte alt war. Modron, die Erde, litt darunter furchtbar. Überall wurde nach ihm gesucht. Und zuletzt fanden ihn drei Tiere, nämlich Amsel, Hirsch und Eule in der Anderswelt - der Bauchhöhle der Mutter Erde.
Ein ganz ähnlicher Mythos findet sich in vielen Kulturen wieder, z.B. Demeter und ihre Tochter Persephone bzw. Kore. Die Anderswelt als Höhle oder Unterwelt ist ein verzauberter Ort, aber auch ein Ort der Herausforderung. Und nur an einem solchen Ort kann der Sohn der Erde wiedergeboren werden als Sohn des Lichts.
Der griechische Gott des Lichts ist APOLLON. Und er trägt einen Beinamen, der Mabon in sich trägt: APOLLON-MAPONOS. (p= weiches b)


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Ein Wort zum Schluss:
In der dunklen Zeit des Nationalsozialismus wurden die Jahreszeitenfeste und ihre Rituale gezielt missbraucht, um vor allem junge Mensche für falsche Ideale zu ködern. Auch heute gibt es in einigen Kreisen ähnliche Bestrebungen. 
Ich möchte mich davon deutlich distanzieren.